Woher kommen Widerstände, und was sagt die Wissenschaft dazu?
Der anfängliche und heute noch in kleinsten geologischen Kreisen feststellbare Widerstand gegen den Chiemgau-Impakt ist kein orts- und zeitbezogenes Phänomen. Seit über 100 Jahren gibt es diese Auseinandersetzung von Impakt-Befürwortern und Impakt-Gegnern, und weltweit charakteristische Beispiele sind in den Anfängen der Impaktforschung zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts der Barringer (Meteor-)Krater in Arizona, später der Nördlinger Ries-Krater, die Sudbury-Impaktstruktur in Kanada und die große Impaktstruktur von Vredefort in Südafrika.
Jahrzehnte umstritten; die Impaktstrukturen von Sudbury, Vredefort und Nördlinger Ries. (NASA und Google Earth)
Alle diese Kontroversen liefen mehr oder weniger gleichlautend mit den regionalen Geologen als Hauptprotagonisten ab. Kurzum: Für sie war der Einschlag eines kosmischen Körpers unvereinbar mit der regionalen Geologie. Damit ignorierten sie, dass der Meteoriten-Impakt ein vollkommen statistischer Prozess ist und dass ein einschlagendes Objekt keine Rücksicht auf die regionale Geologie (und die regionalen Geologen) nimmt. Sehr schön ist das in den Diskussionen zum Ries-Krater dokumentiert, worauf das Museum an anderer Stelle ausführlicher Bezug nimmt (Kontroverse).
Neben den regionalgeologisch begründeten Widerständen kommt bei sehr vielen Geologen und ihrer Ablehnung von Impakt-Prozessen hinzu, dass diese Prozesse mit physikalisch abnormen Verhältnissen extremer Temperaturen, extremer Drücke und – insbesondere! – extrem kurzen Zeitabläufe verknüpft sind. Geologen sind in der Regel damit vertraut, dass geologische Prozesse in langen Zeiträumen ablaufen, und bei meist geringen physikalischen Vorkenntnissen sind die Auswirkungen solch extremer Temperaturen und Drücke für sie schwer fassbar.
Genau diese Faktoren sind es auch beim Chiemgau-Impakt. Der regionalgeologische Aspekt trat bei den lokalen und regionalen Geologen sofort in den Vordergrund: Ein meteoritischer Einschlag durfte in dem eiszeitlich geprägten Alpenvorland natürlich nicht sein, und alle morphologischen Formen waren glazialgeologisch bedingt (Toteislöcher!), und wenn Hinweise auf besondere Befunde nicht unbedingt eiszeitlich zu erklären waren, dann war es der Mensch, der dafür verantwortlich war. Es leuchtet auch insofern ein, dass die Hauptwiderstände von denjenigen Geologen kamen und kommen, die ihre geologische „Karriere“ in diesen Landstrichen des Chiemgau-Impaktes mit Diplom- und Doktorbeiten und folgenden Publikationen begründet hatten.
Der Widerstand gegen die extremen physikalischen Auswirkungen des Chiemgau-Impaktes äußert sich auch darin, dass impakt-beweisende Publikationen der Impaktforscher zur Mineralogie und Geophysik und allgemein zu Impaktprozessen geflissentlich als nicht existierend völlig ignoriert werden.
Hinzuzufügen ist, dass solche Abläufe Parallel-Historien in der ganzen Welt haben.