Suevite, Suevit-Brekzien – Übersicht
Die IUGS-Subkommision für die Systematik metamorpher Gesteine (Studiengruppe für Impaktgesteine) definiert einen Suevit oder eine Suevit-Brekzie als eine polymikte Brekzie mit einer klastischen Matrix und unterschiedlich stark geschockten Mineralkomponenten. Sie enthält zudem kogenetische Impakt-Schmelzpartikel, die sich in einem Glas- oder kristallisierten Zustand befinden.
Suevit war ursprünglich der Name für eine Schmelzbrekzie im Nördlinger Ries und bedeutet einfach „Schwaben-Gestein“. Nahezu 100 Jahre lang wurde der Suevit als eine eigenartige vulkanische Brekzie und einmalig in der Welt betrachtet. Sowohl mit dem vulkanischen Ursprung als auch der Einmaligkeit war es vorbei, als gezeigt wurde, daß es sich beim Suevit um ein stark geschocktes Impaktgestein handelt und ganz ähnliche Gesteine in vielen anderen Impaktstrukturen auf der ganzen Welt auftreten.
Suevit, Mien-See-Impaktstruktur (Lake Mien; Schweden). Die Ähnlichkeit zum Ries-Suevit ist unübersehbar.
Nachfolgend werden Suevite aus verschiedenen Impaktstrukturen (Ries, Rochechouart, Dellen, Sääksjärvi, Lappajärvi, Wanapitei, Azuara und Rubielos de la Cérida in beschrieben..
Der kürzlich von zwei Autoren für den Meteoritenkrater Steinheimer Becken beschriebene, angeblich auftretende Suevit ist eine völlige Fehlinterpretation. Winzige Schmelzpartikel aus einer Brekzie zusammen mit wenigen moderaten Schockeffekten in einer ganz anderen Bohrung werden zu einem „Suevit“ zusammengeführt, wobei das Kogenetische von Schmelze und Schock natürlich „auf der Streck bleibt“. Die winzigen Glaspartikel können genauso gut aus einer Reibungsschmelze entstanden sein, als sich der Zentralberg im Krater gebildet hat. Wissenschaftlich ist dieser „Suevit“ mehr als fraglich.
Suevite, Suevitbrekzien von Impaktstrukturen aus der ganzen Welt
Suevit, Wanapitei-Impaktstruktur (Kanada). Rote Varietät.
Suevit, Wanapitei-Impaktstruktur (Kanada). Graue Varietät. Die Wanapitei-Suevite stehen nicht in Aufschlüssen an, sondern werden nur als Eiszeitgeschiebe gefunden.
Skandinavische Suevite
Mien (Schweden)
Suevit, Mien-See-Impaktstruktur (Lake Mien, Schweden). Wie die Wanapitei-Suevite treten die Miensee-Suevite nur in Form von Eiszeitgeschieben auf.
Lappajärvi (Finnland)
Suevit, Lappajärvi-Impaktstruktur (Finnland).
Sääksjärvi (Finnland)
Suevit, Sääksjärvi-Impaktstruktur (Finnland).
Dellen (Schweden)
Suevit, Dellen-Impaktstruktur (Schweden). Auch den Dellen-Suevit findet man nur als Gerölle.
Siljan (Schweden)
Suevit, Siljan-Ring-Impaktstruktur
Suevit(?)-Brekzie – Impakt-Schmelzgestein(?), Siljan-Impaktstruktur (Schweden). Probe von Jan-Olov Svedlund.
Kara (Russland)
Suevit, Kara-Impaktstruktur (Russland).
Rochechouart (Frankreich)
Suevit, Rochechouart-Impaktstruktur (Frankreich); grüne Varietät von Chassenon. Der grünliche Suevit steht in der Nähe der Ortschaft Chassenon an. Hier wurde ein Großteil der galloromanischen Anlagen (Cassinomagus, Abb. 10) aus den Suevit-Brekzien gebaut, die aus mehreren antiken Steinbrüchen gewonnen wurden.
Die aus Suevit gebauten galloromanischen Anlagen von Cassinomagus, Rochechouart-Impaktstruktur (Aufnahme vor ca. 25 Jahren).
Suevit, Rochechouart-Impaktstruktur (Frankreich); rote Varietät von Montoume.
Suevit, Rochechouart-Impaktstruktur (Frankreich); rote Varietät von Montoume.
Der aufgelassene Steinbruch des Montoume-Suevits, aufgenommen vor ca. 25 Jahren.
Ries-Krater – Nördlinger Ries (Deutschland)
Suevit, Ries-Impaktstruktur (Deutschland). Steinbruch Aumühle. Auf der Einführungsseite zu den Sueviten sprechen wir die Überlegungen an, den Ries-Suevit besser zu den Impakt-Schmelzgesteinen zu stellen. Hier bleiben wir zunächst bei der vertrauten Klassifizierung, merken aber an, dass das früher „Suevit“ genannte Gestein von Polsingen im Ries mittlerweile als Impakt-Schmelzgestein anzusehen ist.
Massiver Suevit im Steinbruch Aumühle, Ries-Impaktkrater. Der Aumühle-Suevit wird für die Herstellung eines ganz speziellen Zements abgebaut. In vergangenen Jahrhunderten war der Ries-Suevit ein begehrter Baustein, der aber im Laufe der Zeit sehr stark unter Verwitterungsprozessen und zerstörerischen Umwelteinflüssen zu leiden hatte.
Suevit, Rieskrater; aus dem stillgelegten Steinbruch Otting. Man beachte die dunklen Schmelzpartikel und die helle, stark geschockte Komponente aus dem kristallinen Untergrund.
Suevit, Rieskrater; Varietät von Zipplingen. Wegen des gemischt sedimentär-kristallinen Einschlaggebietes beim Ries zeigt der Suevit eine z.T. bemerkenswert variierende Zusammensetzung. Der hier gezeigte Zipplingen-Suevit ist besonders reich an sedimentären Komponenten.
Anschnitte eines Suevits aus dem Nördlinger Ries-Krater. Bei den schwarzen Einschlüssen handelt es sich um verfestigte Impakt-Schmelze (die sog. Flädle), die – beim Herauswittern – die sogenannten Ries-Bomben bilden, die im Gelände aufgesammelt werden können.
Chiemgau -Impakt
Bruchstücke einer polymikten stark geschockten Impaktbrekzie mit reichhaltig Schmelzgläsern, womit der Suevit-Charakter belegt ist.
Unbekannter Impakt (Kanada) – erratischer Suevit-Block
Suevit-Scheibe, die von einem Block abgesägt wurde, den man in Kanada ca. 250 km östlich der Sudbury-Impaktstruktur gefunden hat. Eine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Impaktstruktur steht noch aus. Dünnschliff-Aufnahmen des geschockten Gesteins, das auf ein gemischt sedimentär-kristallines Einschlaggebiet hinweist, zeigen die folgenden Abbildungen. Probe von Robert Szep.
Suevit der obigen Abbildung; Glaspartikel; einf. pol. Licht.
Suevit – obiger Fund in Kanada; Quarzkorn mit drei Scharen dekorierter planarer Deformationsstrukturen (PDFs); xx Polarisatoren.
Nochmal der aufgelesene Suevit aus der Nähe der Sudbury-Impaktstruktur; diaplektischer Quarzkristall, xx Polarisatoren. Breite der Dünnschliff-Aufnahmen ca. 100 µm.