Nördlinger Ries, Steinheimer Becken, Chiemgau: Impakte in Deutschland

…. und einiges zu den zugehörigen drei Museen.

Die Stadt Nördlingen hat ihr Rieskrater-Museum und der Ort Steinheim am Albuch im baden-württembergischen Steinheimer Becken sein Meteorkrater-Museum. Viele Gemeinden werden Grabenstätt um das dritte Krater-Museum in Deutschland beneiden, das – klein aber fein – seit Oktober 2009 in der Schlossökonomie am Rathaus seine Pforten geöffnet hat. Diese müssen am 17. Mai 2020 am Internationalen Museumstag aus bekannten Gründen geschlossen bleiben, was die Notlösung des hier präsentierten virtuellen Grabenstätter Museums hervorgebracht hat.

Was hat es damit auf sich? Wie ist es dazu gekommen?Auf Gemarkungsgebiet von Grabenstätt (und dem benachbarten Vachendorf) befindet sich der Tüttensee, als wärmster See Bayerns gepriesen und als beliebter Badesee mit Strandbad und einschlägig bekannten Open-Air-Parties geschätzt.

Für Geologen aus der Gegend ist er nie mehr als einer der vielen Seen gewesen, die sich im Alpenvorland am Ende der letzten Eiszeit vor 10 000 Jahren gebildet haben. Ein Toteisloch soll der See sein, entstanden, als sich das Eis zurückzog und beim Schmelzen zurückbleibender Eisklumpen der Gletscherschutt nachsackte und die Hohlform entstehen ließ.

Mit dieser Erklärung teilt sich der Tüttensee das Schicksal von Nördlinger Ries und Steinheimer Becken, zwei Strukturen, die 100 Jahre lang von allen Geologen als Vulkangebilde angesehen wurden, ehe man Anfang der sechziger Jahre ihrem wahren Ursprung auf die Spur kam. Seitdem ist es unbestritten, dass beide Strukturen Einschlagkrater sind, die bei einer kosmischen Kollision mit Riesenmeteoriten vor etwa 15 Millionen Jahren entstanden.

Und für genau eine solche Entstehung des Tüttensees gibt es seit kurzer Zeit ebenfalls handfeste Beweise, die sehr umfangreiche geologische Untersuchungen in mehr als 60 Schürfen am Tüttensee, geophysikalische Messungen auf dem zugefrorenen See und in seiner Umgebung sowie modernste Untersuchungsmethoden der Mineralogie und Geochemie unter Zuhilfenahme der Raster- und Transmissions-Elektronenmikroskopie geliefert haben. Der Tüttensee ist kein eiszeitliches Toteisloch, sondern Teil eines etwas größeren Meteoritenkraters, der sich in einer Zeit weit nach der Eiszeit gebildet hat, als die Gegend bereits von Leuten der Bronzezeit/Keltenzeit besiedelt war.

Und auch dieses Schicksal teilt sich der Tüttensee mit Ries und Steinheimer Becken: Als amerikanische Geologen für diese beiden Strukturen einen Meteoriten-Impakt als wahrscheinlich wirkliche Entstehungsursache präsentieren, gibt es nahezu einhelligen Protest und strikte Ablehnung unter den einheimischen Geologen. Sollten sie sich 100 Jahre lang mit ihrem Vulkan geirrt haben? Heute ist diese tiefgreifende wissenschaftliche Auseinandersetzung beim Nördlinger Ries Geschichte. Kurioserweise wiederholt sich aber die Geschichte.

Sofort ist der Protest da, und die strikte Ablehnung bei lokalen Geologen und einigen anderen Geologen der Region wird formuliert, als sie ihr Toteisloch Tüttensee aufgeben sollen zugunsten einer ganz anderen, einer kosmischen Entstehung durch den Einschlag eines großen Meteoriten, wovon eine Gruppe externer Wissenschaftler aus den verschiedensten Fachgebieten völlig überzeugt ist. Selbst die Argumente von einsichtigeren Forschern, dass die Toteishypothese seit Generationen von Geologen und Geographen nichts anderes als Spekulation ist, ohne je Beweise für Eiszeittätigkeit vorzulegen, lässt die Kritiker nicht verstummen. Auch beim Tüttensee fehlen solche Beweise; nicht einmal Hinweise gibt es abgesehen von dem Umstand, dass der Tüttensee in einer eiszeitlich geprägten Landschaft liegt.

Beim Ries hielt sich der Widerstand einiger Geologen 10 bis 20 Jahre, in Einzelfällen weit länger und bei uneinsichtigen Geologen bis auf den heutigen Tsg, was auf einer Internetseite nachgelesen werden kann.. Wie lange mag es beim Tüttensee-Krater und dem sich mittlerweile etablierten Chiemgauer Meteoritenkrater-Streufeld dauern?

Mit dem Anklicken auf das obere Bild gelangen Sie zum PDF Poster (kann stark vergrößert werden) mit einer kleinen Übersicht zu den genannten drei Impakt-Ereignissen in Deutschland.

Nun sieht es fast so aus, als ob es nicht bei diesen drei Impakten in Deutschland bleiben sollte. In jüngster Zeit gibt es überzeugende, um nicht zu sagen wissenschaftliche beweisende Befunden, dass zwei weitere Impakt-Streufelder im Saarland und am Niederrhein existieren, wozu jeweils eine Webseite angeklickt werden kann.