Impakt aus dem Kosmos: Komet oder Asteroid? Komet Swift-Tuttle und Asteroid Mathilde (NASA)
Bei Impaktstrukturen auf der Erde hat man sich immer wieder gefragt, ob das eingeschlagene Projektil ein Asteroid oder ein Komet gewesen ist, und in manchen Fällen hat sich die Deutung gewandelt, ohne dass bis heute ein eindeutiger Beweis für einen irdischen Kometeneinschlag vorliegt. Ein Paradebeispiel für einen außerirdischen Kometen-Impakt war der Aufsehen erregende Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf dem Jupiter im Juli 1994. (die beiden folgenden NASA Aufnahmen).
Ein Kandidat für einen irdischen Kometeneinschlag ist die mitteltertiäre Impakt-Kraterkette von Azuara und Rubielos de la Cérida in Nordost-Spanien (Provinzen Zaragoza und Teruel).
Die etwa 120 km lange Kette von Impaktstrukturen in Spanien könnte durch einen multiplen Kometeneinschlag erzeugt worden sein, etwa analog zur Kraterkette auf Ganymed (Bild unten, NASA).
Zurück zu den Impakten in Deutschland. Für den Ries-Krater hat man zeitweise auch an einen Kometeneinschlag gedacht, ist aber heute nach mikroskopischem Nachweis von meteoritischer Materie in der Tiefbohrung von 1973 vom Einschlag eines Steinmeteoriten überzeugt.
Dass Überlegungen zur Natur von Impakt-Projektilen kuriose Resultate gezeitigt haben, wurde vor ein paar Jahren deutlich, als im kleinen Impakt-Museum des Steinheimer Meteoritenkraters per Zufall in einem Kalkstein-Block direkt neben den typischen Steinheimer Shatter Cones ein kleines Bröckchen steckte, das sich nach Analysen als ein seltener Pallasit-Meteorit erwies. Sofort erschienen Publikationen über den Pallasit-Meteoriten, der als großes Projektil den Steinheimer Krater erzeugt haben sollte. Mehr noch, da im Rieskrater das Steinmeteoriten-Projektil davon unterschiedlich schien, wurde kurz spekuliert (was schon früher immer wieder mal der Fall war), ob denn Ries und Steinheimer Krater wirklich zum selben Ereignis gehören sollten. Was bei dem Steinheimer Pallasit impakt-mechanisch völlig übersehen wurde, war die Frage, wie denn das Stückchen Pallasit direkt neben dem Shatter Cone, der sich ja in der allerersten Phase der Schock-Ausbreitung in den harten Malm-Kalksteinen gebildet hatte, dann dazu in das feste Gestein hinein gekommen sein sollte. Die einfachste Erklärung ist den Autoren nicht eingefallen, dass der Pallasit als kleiner Meteorit zu Malm-Zeiten in das süddeutsche Malm-Meer gefallen ist und zusammen mit Ammoniten und anderen Organismen einfach fossil überliefert wurde. Ein vergleichbarer Fall ist z.B. aus Schweden bekannt, wo sich ein Meteorite selbst aus sehr viel älteren ordovizischen Kalksteinen erhalten hat.
An dieser Stelle leiten wir über zur Frage nach dem Projektil, das das Chiemgau-Kraterstreufeld erzeugt hat. Von Anfang an und in der Bevölkerung gern übernommen war die Rede vom einprägsamen Namen des Chiemgau-KOMETEN. Die Größe des Streufeldes von mindestens 60 km x 30 km und die Unmenge von darin bisher nachgewiesenen Einschlag-Strukturen deuten zweifelsohne auf einen Himmelskörper großer Ausdehnung, geringer Dichte und mit geringem inneren Zusammenhalt, der ein Komet gewesen sein könnte und der sich beim Eintritt in die Erdatmosphäre bereits in größerer Höhe in viele Einzelkomponenten zerlegte. Damit ist ein Asteroid nicht ausgeschlossen. Die Astronomen kennen Asteroiden ebenfalls mit sehr lockerem Aufbau, die gern als kosmische Schutthaufen (engl. rubble piles) bezeichnet werden. Mathilde mit ca. 50 km Durchmesser (das Bild ganz oben) ist ein solcher Asteroid mit einer mittleren Dichte von nur 1,3 g/cm3. Ein ähnliches Projektil wäre für den Chiemgau-Impakt nicht auszuschließen.