In Impaktstrukturen und um sie herum findet man regelmäßig: starke Deformationen, Faltung, Verwerfungen, Zerbrechungen; polymikte und monomikte Brekzien und Brekziengänge, Megabrekzien; Hochdruck-/Kurzzeit-Deformationen von Klasten in unverfestigter Matrix; Gesteine, die wie Vulkanite oder Magmatite aussehen; Horizonte aus exotischem Material.
Im Bereich des Chiemgauimpakt-Streufeldes findet man eine große Menge dieser Merkmale.
Polymikte Brekzien aus der Katastrophenschicht vom Mühlbach/Tüttensee-Krater und aus dem Krater Mauerkirchen. Mit polymikt werden Brekzien bezeichnet, die aus mehreren Komponenten unterschiedlicher Provenienz stammen.
Polymikte Brekzie aus dem Krater Mauerkirchen mit Knochenbruchstücken.
Polymikte Brekzie aus der Katastrophenschicht mit Knochenbruchstücken.
In Anlehnung an die „Bunte Brekzie“ vom Ries-Krater: aus der Chiemgau-Impakt-Katastrophenschicht.
Komponenten-Kohärenz in polymikten Brekzien von der Tüttensee-Katastrophenschicht
Stark zerbrochene jedoch kohärent verbliebene Karbonat- und Silikatklasten in einer polymikten Brekzienmatrix aus der Schicht der Tüttenseekrater-Auswurfmassen: Anzeichen einer Hochdruck-/Kurzzeit-Deformation. Bei der Ablagerung der Klasten in der Katastrophenschicht muss ein erheblicher Umschließungsdruck geherrscht haben.
Ein anderer Prozess als ein Impakt kommt für diese archäologie-datierte nacheiszeitliche Ablagerung unmöglich in Frage. Ein gewaltiger Bergsturz, der allenfalls zu diskutieren wäre, hat bekanntlich kein Auslösungs-Relief vor Ort.
Ebenfalls stark zerbrochen und gequetscht aber trotzdem kohärent geblieben: ein Quarzitgeröll vom Ringwall des Tüttensee-Kraters – Beweis einer Hochdruck/Kurzzeit-Deformation, wie sie nur der Impakt bewirken konnte. Einen Transport als in den Alpen tektonisch deformiertes Geröll hätte der Stein keine 50 m überlebt.
Ein Brekziengang in jüngsten geologischen Schichten: nur verständlich mit den Kräften desImpaktes.
Bei der Aufgrabung eines Donnerlochs mit dem Bagger bei Halming, Nähe Kienberg, freigelegt: Ein Brekziengang mit Fremdmaterial, aus der Tiefe intrudiert. Belegt für die erdbeben-ähnliche Bodenverflüssigung mit extremer Druckwirkung von unten. Einen ganzen Komplex zum Thema Donnerlöcher bringt das Museum HIER.
Eine geologisch „verrückte“ Geschichte: Kiesgrube Vogelöd bei Obing
Was ist das Besondere? In der frisch abgeschobenen allerobersten Kieslage stecken silikatische Gerölle (Quarzite Gneise, Amphibolite, Sandsteine), die in großer Zahl und merkwürdigerweise nur halbiert zertrümmert und korrodiert sind, die heile Hälfte nach unter, die zerstörte Hälfte nach oben. Eine einleuchtende geologische Erklärung? Drei ??? Am besten haben die dichten, harten, festen Quarzite überlebt, und auffälligerweise gibt es in der obersten Lage keine Karbonat-Gerölle (Kalksteine).
Vorerst kann nur ein wenig spekuliert werden. Ein normaler, nacheiszeitlicher geologischer Prozess kann das nicht sein, und ein Impakt-Effekt (immerhin mitten im Zentrum der großen Impakt-Ellipse) ist unausweichlich. Eine gewaltige Impakt-Explosion (Airburst) dicht über der damaligen Erdoberfläche mit einer diese Oberfläche gewaltigen beaufschlagenden Schockfront dringt in den Untergrund ein. Nach der Impakt-Physik folgt ihr unmittelbar eine Entlastungszugwelle (wie bei der Geröll-Spallation, siehe weiter unten), und die bewirkt an der freien Oberfläche, dass Gerölle mechanisch „gekappt“ und nur in ihrer oberen Hälfte zerstört werden.
Folgt dann nach dem Airburst ein längerer Säureregen (Salpetersäure), kann auch das Fehlen der Kalkstein-Gerölle erklärt werden, die – rasch aufgelöst – im Untergrund verschwunden sind.
Am Rand der Kiesgrube die noch nicht abgeschobene Deckschicht, die sich in Detailfotos (die beiden folgenden Bilder) als ein polymikter Diamiktit (Mischung aus brekziösen und konglomeratischen Komponenten) entpuppt.
Die diamiktitische Deckschicht über dem abzubauenden Kies. Stark zerbrochene Geröll-Komponenten, die Kohärenz aufweisen, belegen, dass die Deckschicht unter hohem Druck in kurzer Zeit deponiert worden sein muss.
In dieser Schicht finden sich darüber hinaus zahlreiche Gerölle verschiedenster Lithologien (Granit, Gneis, Quarzit, Granatamphibolit) mit physikalisch zunächst schwer zu verstehenden Brüchen, was die folgenden vier Exemplare vermitteln. Bei den ersten drei Geröllen sind jeweils Vor- und gegenüberliegende Rückseite fotografiert worden, und unübersehbar zeigt, sich, dass sich unregelmäßige offene Risse gebildet haben, die aber ganz offensichtlich mitten in den Geröllen stecken geblieben sind, da sie die Rückseiten nicht erreicht haben.
Wer oder was zieht die festen Gerölle mit aller Kraft auseinander, sodass sich mehrfach offene Risse bilden, die Gerölle aber insgesamt nicht auseinanderbrechen?
Dieses Geröll hat dieselben Rissmerkmale mit der Besonderheit, dass sich zwei kurvig gebogene offene Risse durchkreuzen und dann ebenfalls steckenbleiben. Bruchmechanisch heißt das, dass beide Risse praktisch gleichzeitig losgelaufen sein müssen. Denn wenn der zweite Riss nach dem ersten Riss entstanden wäre, hätte er an dem offenen Spalt einfach anhalten müssen Damit ist aber auch die physikalische Erklärung da, die die offenen Zugrisse in den Geröllen verständlich macht: Spallation heißt der physikalische Prozess, und sie entsteht durch schockartige Beanspruchung der Gerölle, in denen ein enormer Schockdruck von einem an der Außenfläche reflektierten kurzen Zug-Impuls abgelöst, der genau die offenen Zugrisse bewirkt. Dem Thema Spallation ist hier im virtuellen Museum wegen seiner Bedeutung beim Impakt ein ganzer eigenständiger Komplex gewidmet.