Impakt in der Landschaft

Es besteht kein Zweifel daran, dass Einschläge von Großmeteoriten mehr oder weniger heftige Spuren in der getroffenen Landschaft hinterlassen. Was heute davon noch zu sehen ist, hängt von sehr vielen Faktoren ab (Größe, Alter, Klima, geologische Folgeprozesse, menschliche Überprägung). Hier soll exemplarisch der Ries-Impaktkrater (Nördlinger Ries) angesprochen und im Chiemgau-Impakt-Museum natürlich gesondert auf die unweit entfernte Impakt-Landschaft zwischen Inn und Eggstätter Seenplatte eingegangen werden.

Die Besonderheit des Rieses hat bereits den Menschen der Steinzeit angesprochen, wovon die reichhaltigen archäologischen Funde zeugen. Von der römischen Provinz Rätien (Raetia) leitet sich dann später der Name Ries ab, und in den folgenden Jahrhundert, eigentlich bis in die heutige Zeit, hat das Ries als besondere Landschaft eine stark eigenständige Rolle im süddeutschen Raum gespielt, wovon nicht nur die Landschaft an sich zeugt, sondern andere Besonderheiten, wie Architektur, Sprache, Kleidung und anderes mehr.

Topographische Karte des Ries-Kraters. OpenStreetMap.

Und das hat direkt mit dem Ries-Impakt zu tun. Die grob 25 km diametral messende Kraterstruktur war nach dem Einschlag vor etwa 15 Mill. Jahren und den zurückgefallenen Suevit-Massen ein bis zu 400 m tiefes Loch in der Schwäbisch-Fränkischen Alb, das sich rasch zu einem See, dem Ries-See, füllte. Dieser See war dann das Auffangbecken für zurücktransportiertes Auswurfmaterial des Impaktes, das den See mit vorwiegend tonig-mergeligen Ablagerungen zusedimentierte (die sogenannten Riessee-Sedimente).

Topographische Relief des Ries-Kessels mit der ausgeprägten Ries-Ebene.

Die so entstandene Riesebene im Krater lag dann – bis heute unwesentlich verändert – grob 100 m tiefer als der den Krater umrundende Riesrand aus den älteren Gesteinen, was noch heute unübersehbar den sogenannten Rieskessel formt. 100 m tiefer gelegen und klimatisch geschützt, dabei im Quartär ein Auffangbecken für weitverbreitete Löss-Ablagerungen, entwickelte sich der Rieskessel zu einer ungemein fruchbaren Landschaft, der Kornkammer Schwabens, die schon die Römer zu nutzen wussten.

Ausschnitt aus der geologischen Karte 1 : 500 000 von Bayern. Die hellen Farben im Rieskessel sind überwiegend die fruchtbaren jungen Lössablagerungen.

Sicherlich gehört das Ries zu den durch einen Impakt geformten ganz besonderen Landschaften, die auch für den Menschen eine Bedeutung bekommen haben.

Sehr alte Impaktstrukturen, wie der nachfolgend gezeigte Acraman-Krater in Australien mit einem Durchmesser von 90 km, prägen auch heute noch die Landschaft. Vor knapp 600 Mill. Jahren entstanden ist er inzwischen stark erodiert und noch durch den gleichnamigen Acraman-Salzsee kenntlich. Google Earth.

Im weitesten Sinn landschaftsformend sind die vielen Impaktstrukturen, die einen See bilden, wie z.B. der Bosumptwi-Krater in Ghana mit einem Durchmesser von etwa 10 km und vermutlich 1 Mill. Jahre alt.

Hier kann direkt beim Chiemgau-Impakt angeknüpft werden, bei dem die Landschaft eiszeitlich geprägt ist, aber in der sich durch neue Daten des Digitalen Geländemodells eine Reihe von bisher angenommenen Toteis-Seen als bis zu 200 m große kreisrunde Impakt-Relikte entpuppt haben. Schrägansicht Google Earth.