Bedrohung und Abwehr

Impakt Bedrohung und Abwehr

Bild NASA.

NASA: Die Bedrohung der Erde durch einen Asteroideneinschlag ist real.

Stichwortartig einige Zusammenhänge

Grobe Abschätzungen: Einschlag eines 170 m großen Asteroiden zerstört eine Stadt vollständig und verursacht ökonomische Verluste von ca. 42 Milliarden Euro. Ein 1 km großer Asteroid bereitet Verluste von über 3 Billionen Euro.

In den Jahren 1994 – 2013: kleine Asteroiden (Boliden), die sich beim Eindringen in die Erdatmosphäre auflösten. Ihr Durchmesser etwa zwischen 1 und 20 m.

Nicht alle Asteroiden dieser Größe verfehlen die Erdoberfläche. Der 2007 bei Carancas in Peru eingeschlagene Meteorit, der einen 14 m großen Krater erzeugte, war vielleicht 1 m groß. Der 20 m große Meteorit von Tscheljabinsk hätte bei einer etwas anderen Bahn in der Stadt eine Katastrophe ausgelöst

Das zeitigt natürlich Assoziationen zum Chiemgau-Impakt, der tatsächlich eine große Katastrophe für die dortige dichte Besiedelung gewesen sein dürfte. Als die Bewohnen das Unglück kommen sahen, hatten sie kaum eine Möglichkeiten, der Katastrophe zu entkommen, obgleich die Forscher des CIRT sehr vorsichtig mit voreiligen Spekulationen über Auslöschungsszenarien sind.

Die Dinosaurier konnten sich vor 66 Millionen Jahren auch nicht gegen den Chicxulub-Asteroiden wehren, der darüber hinaus einen Großteil von Flora und weiterer Fauna auslöschte. Der Impaktor der damaligen Katastrophe hatte eine Größe von vielleicht 10 km, und Spekulationen darüber, wie viele der heutigen Menschheit das überleben würden, würden sich wohl etwa an einem Saurier-Vergleich orientieren.

Deshalb: Pläne, besser gesagt Ideen, zur Abwehr eines potentiellen „Aggressors“

Sie gibt es seit geraumer Zeit, und NASA und europäische ESA denken nicht unbedingt an Kaliber des Saurier-„Killers“, und man wird mittlerweile schon etwas konkreter in Diskussionen über Erfolgsaussichten und – natürlich – Kosten. Folgende Modelle stehen derzeit im Vordergrund

— sanfte und harte Ablenkung mit einem Flugkörper, der sich dem Objekt nähert

— nukleare Abwehr

In diesem Zusammenhang gibt es auch andere Überlegungen von Wissenschaftlern. Dazu gehört vor allem Mark Boslough, der nach seinen Computer-Modellierungen zu bedenken gibt, dass die größere Bedrohung der Erdbewohner nicht so sehr von einzelnen einschlagenden Impaktoren ausgeht, sondern weitaus mehr Unheil durch die gewaltigen Asteroid- oder Komet-Explosionen (Airbursts) angerichtet wird, von denen es mit den Tunguska- und Tscheljabinsk-Explosionen ja nur einen winzigen „Vorgeschmack“ gegeben hat.

Das Libysche Wüstenglas und die Airburst-Bedrohung

Ursprünglicher Anlass für solche Überlegungen ist das bekannte Auftreten des sogenannten libyschen Wüstenglases, eines weit verbreiteten SiO2-Glases, das sich vor etwa 30 Mill. Jahren bei einem gewaltigen Impakt-Airburst durch Aufschmelzung aus den Wüstensanden Libyens und Ägypten gebildet haben soll. Andere Hypothesen einer irdischen Entstehung hat man verworfen, weil sie dieAnalysen und weitere Beobachtungen zu den Eigenschaften der Gläser missachten.

Die Airburst-Hypothese hat man deswegen favorisiert, weil bis heute kein Impakt-Krater gefunden wurde und auch sonst keine der üblichen geologischen Begleitbeobachtungen einer Kraterbildung gemacht werden konnten.

Das hat jüngst Wissenschaftler nicht davon abgehalten, wieder den nicht gefundenen Impakt-Krater zu postulieren. Anlass ist die Analyse eines Zirkon-Minerals, das sich nach Labor-Experimenten bei solch extremen Drückern bilden kann, die nur bei einem Einschlag in den irdischen Untergrund mit Kraterbildung, aber nicht in einigen Kilometern Höhe bei einem Airburst auftreten.

Hier wird die Diskussion besonders interessant, weil genau diese Behauptung auf sehr wackeligen Füßen steht. In den letzten Jahren hat es allein in Deutschland Publikationen zu drei jungen (Pleistozän, Holozän) größeren Impakt-Ereignissen gegeben, bei denen ein Airburst nahe der Erdoberfläche mit höchsten Schockdrücken, vergleichbar denen im libyschen Wüstenglas, angenommen werden muss. Und dazu gehört auch der Chiemgau-Impakt.

Ein weiteres sehr junges Impakt-Ereignis hat sich in der Tschechischen Republik in der Region von Pardubice abgespielt, wo alles für einen enormen Airburst nahe der Erdoberfläche spricht, der sich ohne merkliche Kraterbildung abgespielt haben muss. Die folgenden Wegweiser führen zu entsprechenden Kongresspostern und Internet-Seiten.

Internetseite:
Lunar & Planetary Science Conference LPSC 2015 Abstract):
Internetseite:
Lunar & Planetary Science Conference LPSC 2018 (Poster und Abstract):
Lunar & Planetary Science Conference LPSC 2020 (Poster und Abstract):
Lunar & Planetary Science Conference LPSC 2020 (Poster und Abstract):

Vier bedeutsame sehr junge (Pleistozän, Holozän) Impakt-Ereignisse in Mitteleuropa (davon drei in Deutschland), alle verbindlich belegt mit sehr starken Schockeffekten und weiteren einschlägig akzeptierten Impakt-Befunden, zeigen grundsätzlich Merkmale, dass die Impakte alle eine sehr starke Airburst-Komponente nahe der Eroberfläche hatte.

Die Hypothese von Mark Boslough, dass Impakt-Airbursts für die Menschheit weit bedrohlicher als einzelne Projektil-Impakte sein dürften, stellt sich durch diese neuen Befunde der erdoberflächen-nahen Airbursts noch weit überzeugender dar.