Für den Amateur, Sammler, Gesteinsliebhaber

Ein solcher Fund wird dem Sammler im Chiemgau-Streufeld ohne Bagger wohl immer versagt bleiben: 8 kg Eisensilizid, vor 30 Jahren bei Grabenstätt aus der Tiefe geborgen. Nach heutigen Kenntnissen der Fachwissenschaftler mit dem allermodernsten mineralogischen Equipment aus Mineralen aus dem Kosmos zusammengesetzt: Xifengit, Gupeiit, das „Mondmineral“ Hapkeit, Minerale der Gruppe Calcium-Aluminium-Einschlüsse, Moissanit, Titankarbid, Khamrabaevit, Graphit, Elemente Uran und Elemente der Gruppe seltene Erden.

Wie an anderen Orten des Museums zu erfahren ist, ist dieser Fund nur das Pünktchen (besser wohl der Punkt) auf dem „i“ der Funde von meteoritischen Eisensiliziden im Krater-Streufeld. Auch sie zu finden ist nicht einfach, und es gehört sehr viel Erfahrung dazu, die meist winzigen Partikel korrekt anzusprechen.

Die Vermutung, mit einem Eisensilizid einen spektakulären „Fang“ gemacht zu haben, muss rasch enttäuscht werden. Ohne eine (meist sehr teure Analyse mit wissenschaftlicher Expertise) sind die Funde praktisch wertlos. Sie könnten im Extremfall aus der Industrie stammen, z.B. als Legierungsbestandteil in der Stahlherstellung. Bei ansprechenden vermuteten Eisensilizid-Funden könnten Forscher des CIRT Hilfestellung geben und gegebenenfalls gebeten werden, die Proben analysieren zu lassen. Rückgabe wie stets in solchen Fällen garantiert!

Nicht viel größer, eher in der Regel noch kleiner sind die sogenannten Mikrotektite, die ihre Schönheit erst unter dem Mikroskop zeigen. Mikrotektite kennt man weltweit und ordnet sie großen Impakt-Ereignissen zu. Nach gängiger wissenschaftlicher Meinung bilden sich die Gläser unmittelbar beim Einschlag aus dem Aufschmelzen der getroffenen Bodenschichten. Mikrotektite gibt es meist in riesengroßen Streufeldern, auch in Ozean-Sedimenten oder auch in fossilen Schichten. Bei den Chiemgau-Mikrotektiten ist es die Besonderheit, dass sie in den Bodenschichten der ersten Voralpenberge auftreten und nach ihrer chemischen Zusammensetzung wahrscheinlich aus den dortigen Schichten der Ruhpolding-Formation zu Glas geschmolzen sind. Es gehört viel Erfahrung dazu und Ausdauer, diese Gläser, die in den folgenden Bildern zu sehen sind, aus den Bodenschichten zu präparieren.

Die Maßstabsbalken der Mikroskop-Aufnahmen sin jeweils 100 µm, also 1/10 mm lang.
Mikrotektite aus den Voralpenbergen.

Grob verwandt mit den Mikrotektiten sind Gläser direkt aus dem Krater-Streufeld, die zum Teil in großen Mengen auf Äckern gefunden werden können – sofern der Sammler sie als solche erkennt.

Impaktgläser von Äckern im Streufeld.

Verwandte Impakt-Belege gibt es dagegen an manchen Stellen immer wieder zu finden. Dazu gehört mit an erster Stelle der Chiemit. Mit dem Aufsammeln nimmt man dann auch Diamanten mit nach Hause!

Selbst Geologen aus der Region „verkaufen“ den Chiemit immer noch als Koks aus dem Kohlenkeller.

Chiemit-Proben aus dem Streufeld. Typische Formen zeigen, dass sich der Chiemit vielfach pseudomorph nach Holzbruchstücken gebildet hat.

Zu den „einschlägig“ schönsten Sammlerstücken mögen die vielfältigen verglasten alpinen Gerölle gehören, von denen hier nachfolgend einige „ausgestellt“ werden. Ältere Leute erzählen, dass sie als Kinder diese Glassteine gehäuft auf manchen Ackern aufgelesen haben und in manchen Dörfern ganze Haufen dieser eigenartigen Steine existierten. In der Erinnerung ist geblieben, dass häufig die offenen, glasgefüllten Risse an den Steinen aufgefallen waren. Der Impakt sagt heute: Spallationsrisse („Vitrine“ unten, rechter Stein).

„Eingeweihte“ kennen heute immer noch Äcker, wo immer wieder Glassteine hochgepflügt werden. Die nach Impakt-Gegnern angeblich alle aus Kalkbrennöfen stammenden Glassteine lassen sich mit ihren äußeren Glashaut von solchen aus dem Ofen stammenden, mehr oder weniger unregelmäßig durchgeschmolzenen Brocken mit anhaftendem Fremdmaterial (Reisig, Lehmbrocken, Branntkalk) leicht unterscheiden.

Mehr zu den Impakt-Glassteinen kann hier angeschaut werden.

Auswahl von glasumhäuteten alpinen Geröllen aus dem Impakt-Streufeld.

Am Ufer des Chiemsees werden – nicht zu häufig – abgerundete Bröckchen von Bims in ganz unterschiedlichen Farben gefunden, worunter der weiße Kalkstein-Bims schon etwas ganz besonderes ist. Bims ist normalerweise ein typisches Vulkangestein (Insel Lipari!), hat hier am Chiemsee aber seinen Ursprung wohl bei der Entstehung des Impakt-Doppelkraters im Chiemsee. Mikroskopische Untersuchungen zeigen beim Zerreiben eine Zusammensetzung aus scherbigem Glas mit wenigen Mineralkörnern, die moderate Schockeffekte aufweisen können.

Verwechslungen mit industriellen Produkten sind wegen ähnlicher innerer Struktur nicht immer sofort auszuschließen.

Einen Internet-Artikel zum Bims vom Chiemgau-Impakt kann man hier anklicken.

Impakt-Bims vom Chiemsee-Ufer.

Ähnlich dem Bims und wohl auch ähnlich gebildet sind Impakt-Schmelzgesteine, wie sie vergleichbar bei Impakten auf der ganzen Welt entstanden sind.

Beim Chiemgau-Impakt kann es leicht zu Verwechslungen mit Ablöschschlacke der örtlichen Eisenverhüttung kommen, und die früher von Kindern im Rahmen von Wettbewerben als sogenannte Schwimmsteine in den Tüttensee geworfenen Brocken können im Prinzip beides gewesen sein.

Unterscheidung liefern mikroskopische Untersuchungen an Dünnschliffen, wie z.B. an der Probe oben links im nachfolgenden Bild, die – mit Schockeffekten (PDF in Feldspat) versehen – nach dem rekristallisierten Mineralbestand vermutlich durch Schmelzen eines Seetons entstanden ist. Für Sammler besteht die Verwechslungs-Unsicherheit ohne solche Analysen.

Schmelzgesteine (von oben links nach unten rechts): Chiemgau-Impakt, Impaktkrater Tenoumer (Mauretanien), Köfelsit (Österreich), Zhamanshin (Kasachstan), Lonar (Indien), Nördlinger Ries, Rochechouart (Frankreich), 2 x vermuteter Ablöschbims.
Bausteine aus Ablöschbims. Bahnhof Bergen/Bernhaupten.
Bimsartige Schmelzgesteine zusammen mit Backsteinen und Natursteinen verbaut in einem Bauernhaus nordwestlich vom Chiemsee. Ablösch-Schlacke oder Impakt-Schmelzgestein?

Für Sammler weniger attraktiv erscheinen Kügelchen im Boden, die Geologen als akkretionäre Lapilli von Vulkanen wohlbekannt sind. Wohl zum ersten Mal für den Suevit des Ries-Kraters beschrieben, kennt man akkretionäre Lapilli aus einer Reihe weiterer Impakt-Strukturen, z.B. sehr reichhaltig und in verschiedensten Modifikationen aud den spanischen Impakt-Strukturen von Azuara und Rubielos de la Cérida-

Akkretionäre Lapilli aus dem Boden des Chiemgau-Streufeldes. Man sammelt sie am besten bei trockenem Boden mit einem Magneten, von dem sie angezogen werden. Das liegt daran, dass diese Lapilli einen Kern aus stark magnetischen Eisensiliziden haben. Der erfolgreiche Sammler wird also vermutlich damit auch meteoritisches Material mit nach Hause nehmen.

Sehr viel größere Sammlerstücke sind die an anderer Stelle ausgiebig angesprochenen Furchensteine vom Chiemsee. Sie liegen am Ufer herum, sind aber auch von Tauchern aus dem Wasser geholt worden und wurden in einem Fall einige 100 m vom Ufer entfernt zufällig aus dem Boden. geborgen. Der bekannte Streit mit den lokalen Geologen zu deren verfehlten Deutung als Fraß von Algen, Bakterien und Muscheln darf nicht abschrecken.

Hier erfährt man mehr zu den Furchensteinen.

Ein Furchenstein vom Chiemsee-Ufer – eine Impakt-Bildung und kein Muschelfraß.

Das sollten Sammler nicht nachmachen: Zu Anfang der Forschungen, als die ersten Veröffentlichungen zum Impakt erschienen waren, wurden eines Tages von den Heimatforschern am Tüttensee zwei Autos mit italienischen Nummernschildern beobachtet, und als diese vom Tüttensee davonfuhren, sollen die Hinterräder X-förmig auseinander gestanden haben – dem offenbar bis oben hin mit vermeintlichen Impakt-Gesteinen vollgefüllten Kofferraum geschuldet.

Heute findet man nur noch mit viel Glück typisch impakt-verformte Gerölle im Bereich vom Krater-Ringwall und in der Umgebung. Nach einem heftigen Sturm mit umgestürzten Bäumen mag der Sammler noch manchmal fündig werden.

Früher häufig am Tüttensee-Krater aufzusammeln. Nach Meinung von Amtsgeologen (LfU) und Ortsgeologen sind die scharfkantigen Zerbrechungen bereits in den Alpen entstanden und von dort (in reißenden Gletscherflüssen?) mit dem Kies bis an den Tüttensee transportiert worden. Selbst Nichtgeologen verstehen rasch, dass solche zerbrochenen Gerölle keine 50 m Transport überstanden hätten. Sie müssen das an Ort und Stelle erfahren haben.