Die Stöttham-Überraschung

Stöttham-Ausgrabung – Geologie und Archäologe

Artefakt-in-Impaktit: eine Weltneuheit

Von Beginn der Impakt-Forschung an war klar, dass eine gewaltige Katastrophe in der Bronze- oder Keltenzeit bereits dicht besiedelte Gebiete betroffen haben musste, und bei einer routinemäßigen archäologischen Ausgrabung am Chiemsee ergab sich die weltweit einmalige Konstellation, dass eine Impakt-Katastrophenschicht zwischen Siedlungsschichten der Stein-/Bronzezeit und der Römerzeit ausgegraben wurde. Obwohl offiziell mit Metalldetektoren geborgen und im Archiv gelagert, schenkte der Ausgräber dem, was er als „Schlacke“ bezeichnete, keine weitere Beachtung. Speziell durchgeführte mineralogisch-geochemische Untersuchungen zusammen mit der ZEISS-Elektronenmikroskopie an 16 „Schlacken“-Proben, haben zu sehr bemerkenswerten Ergebnissen geführt haben.

Metalldetektor-Ausbeute aus der archäologischen Ausgrabung in Stöttham. Schnittflächen (links) und gescannte Bilder von entsprechenden Dünnschliffen, die die zerkleinerten Eisenmetallpartikel als Teile der polymikten Impaktbrekzie hervorheben. p = Keramikscherben, die in eine blasenreiche Schmelzmaterial übergehen. Ganz rechts: EDS-Spektrum eines Eisenpartikels (ein Nagelfragment?). Abgesehen von ein wenig Kohlenstoff ist Fe das einzige Element.

Schock-Effekte in polymikten „Schlacke“-Brekzien.

Als auffälligste Beobachtung in der „Schlacke“ erwiesen sich Bronzefragmente, bei denen es sich nach den Analysen von REM-EDS um eine ungewöhnliche Kupfer-Bleibronze handelt, die nach EDS auch in feinen und feinsten Partikeln in die Brekzie eindringt. Neben wahrscheinlicher normaler Zinnbronze fallen vor allem Eisenpartikel auf, die nach der EDS nur aus Eisen ohne jedes andere Element außer sehr wenig Kohlenstoff bestehen.

„Schlacke“, die Kupfer-Blei-Bronze-Fragmente und gesprenkelte Materie sowie möglicherweise Zinn-Bronze enthält.

Die neuen Untersuchungen zeigen einmal mehr eindrucksvoll, dass die archäologische Stätte Stöttham in einen Meteoriteneinschlag einbezogen war, den Chiemgau-Impakt. Der ursprüngliche Fund einer Meteoriten-Impaktschicht zwischen zwei archäologischen Horizonten wurde bereits als weltweit einmalig eingestuft. Sowohl aus der Sicht der Archäologie als auch der Impaktforschung haben die neuen Analysen dem die Krone aufgesetzt: menschliche Objekte und Impaktschock in denselben Gesteinsproben eng miteinander verflochten. Es ist eine weltweite Neuheit, die ein Artefakt-in-Impaktit als eine neue Art von Impaktgestein definiert.

Eine genauere Datierung des Chiemgau-Impaktes auf der Grundlage der metallischen Komponenten ist ein bedeutender Nebeneffekt dieser ungewöhnlichen Proben und ihrer Untersuchung, die das Impaktereignis schon relativ präzise zwischen 900 und 600 v. Chr. terminiert.